Privatärztlche Praxis Dr. med. Thomas Mayr

Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Palliativmedizin, Psychoonkologie

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Dr. Thomas Mayr

 

  Der Schrei

  - und sein Widerhall im Therapeuten

  (Thomas M. Mayr)

 

  Pechschwarz ihre Haare,

  Sohlen der Erde entrückt,

  Pomade trotz junger Jahre,

  Kleidung knallig verzückt;

  Den Kopf hält sie schief,

  beharrlich fallen Strähnen

  Parfüm umwabert den Mief;

  In mir ist Grelle und Gähnen.

 

  Scheues, unschuldiges Lächeln,

  wechselnd mit brüskem Empören,

  dass Männer nach ihr hecheln;

  In mir herrscht Wirre, Beschwören.

  Trudelnde Erinnerungsfetzen

  absplitternd von gemeiner Rede,

  wühlen Wogen auf, verletzen

  die dünne Kruste ihrer Blöße.

  Dann wieder lastendes Schweigen,

  Beziehung am seidenen Faden,

  sich verstecken, sich zeigen;

  in mir ist Wunde und Ahnen.

 

  Von seinem Stachel durchdrungen,

  rieb sie Wasser gegen Spuren,

  doch ihr Schloss bleibt zersprungen,

  und der Vorwurf herumzuhuren.

  Schriller, lautloser Schrei

  streichelt trotzig die Mauer

  des Schicksals Tyrannei;

  in mir Bestürzung und Trauer.

 

  In der Tiefe ward sie berührt

  War da Schuld, war da Empfinden?

  Ist da Hass, der ihm gebührt?

  In mir Wut, fremdlich Befinden.

 

  Doch schließlich bricht der Damm der Tränen

  weckt auf Enttäuschungen und Gram,

  die sich schon längst vergessen wähnen;

  In mir sind Fragen und viel Scham.

 

  Doch wer bot Schutz und gab ihr Halt?

  und wem kann sie noch nahe sein?

  Des Lebens Glut blieb in ihr kalt,

  Lebendigkeit erglüht zum Schein.

  Aus Liebe hat sie nicht gesprochen;

  sie wollte die Familie retten

  und schonen, die doch längst zerbrochen;

  mein Atem stockt gebannt in Ketten.

  Welch Sehnen nach Geborgenheit,

  vertrauen und vergessen können,

  nach Ruhe, Frieden, Heiterkeit,

  sich Nächte ohne Ängste gönnen.

  Gern würd' ich in den Arm sie nehmen,

  beweisen, dass ich anders bin.

  Allein mein Blick schafft's sie zu lähmen;

  Ihr Schrei vibriert tief in mir drin.

 

  Doch die Prinzessin wird geweckt,

  die tief nun unter den Matratzen

  die Erbse sucht und sich entdeckt,

  sich kühn entgegenstellt den Fratzen.

 

  Zu einem Freund, sagt sie jetzt Nein

  und meint doch Ja und testet bloß,

  ob er die Grenze auch hält ein,

  der "Willkür" folgt zu ihrem Schoß.

  Im Lichte ihrer Liebe löst sich

  des Werwolfs Schatten schließlich auf;

  Ihr Antlitz wirkt nun recht lebendig;

  ich lass' der Spannung freien Lauf.

 

  Es glänzt der Edelstein geschliffen,

  und zart erblüht ihr fraulich Lächeln;

  Von Wehmut, Stolz bin ich ergriffen

              beim Abschied